Partnerschaft Mavanga
Wenn man die Geschichte der Partnerschaft zwischen St. Mary in Mavanga/Tanzania und Mariä Himmelfahrt in Ulm-Söflingen an sich vorbeiziehen lässt, muss man fast an eine göttliche Fügung glauben.
Wenn man die Geschichte der Partnerschaft zwischen St. Mary in Mavanga/Tanzania und Mariä Himmelfahrt in Ulm-Söflingen an sich vorbeiziehen lässt, muss man fast an eine göttliche Fügung glauben.
Als ich 1979 zusammen mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen in Rom war, trafen wir im Generalat der Missions-Benediktinerinnen den jungen Hausgeistlichen aus Tanzania, Norbert Mtega. Um während der Semesterferien Verpflegung und Unterkunft zu haben, bekam er wegen seiner guten Deutsch- und Englischkenntnisse, oder auch wegen seiner Freundlichkeit und menschlichen Wärme, die Stelle. Das Ziel seiner Studien in Theologie war die Promotion.
Wir freundeten uns bald an und unternahmen viel Gemeinsames in Rom. Vom Besuch der ‚Aida‘ in den Caracallathermen, den Katakomben über das vatikanische Museum bis zur besten Eisdiele, und als Krönung den Besuch in St. Peter, reichten unsere Aktivitäten. Im Sommer 1980 besuchte uns Pfr. Norbert in Ulm-Söflingen und hielt auch die Sonntagsmesse in Mariä Himmelfahrt mit einer Predigt in deutscher Sprache. Im Laufe des Besuches kam es auch zu der Frage, wie wir seiner Heimat Tanzania helfen könnten. Er selber sei noch im Studium, aber sein Freund Gerold Sanga, der mit ihm die Priesterweihe erhielt, baue gerade eine Kirche in Mavanga. Für das Blechdach sei kein Geld mehr da. Unsere Pfarrei war damals bereit, zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft Mission- und Entwicklungshilfe und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisation (AKO) das Blech für das Kirchendach zu finanzieren.
So entstand aus diesen persönlichen Begegnungen eine dauerhafte Freundschaft und religiöse Begegnung. Im Sommer 2011 feiert der oben erwähnte, damals schlanke afrikanische Priester sein 25-jähriges Bischofsjubiläum als Erzbischof von Songea und Metroplit der südlichen tanzanischen Kirchenprovinz mit 9 Diözesen.
Bei unserem Besuch im August 2010 zum 25-jährigen Jubiläum der Pfarrei St. Mary/Mavanga lud er Bernhard Fröhlich und mich in seine Diözese Songea zu einem 2-tägigen Aufenthalt ein. Er ist der gleiche fröhliche auf die Menschen zugehende Priester geblieben wie vor 32 Jahren. Nur hat die Schlankheit etwas gelitten. Er hat jetzt wie er immer sagt eine „Copula“ (italienisch Kuppel – deutsch Bauch) bekommen.
Hermann Seibold
Die Gemeinde Mavanga wurde erstmals im Jahr 1974 urkundlich erwähnt. Mavanga liegt in der Region Iringa, nicht weit entfernt von dem Verwaltungsbezirk Ludewa. Heute ist Mavanga in zwei Ortsteile gegliedert: Mavanga und Mbugani. Im Jahre 1974 gab es in Mavanga 250 Häuser. Heute wohnen in diesem Ortsteil 4278 Menschen.
Durch die Versorgung des Ortes mit Wasser und Strom fand in den 90iger Jahren ein sehr großer Zuzug nach Mavanga aus den umliegenden Buschdörfern statt, der bis heute anhält. Die Bevölkerung wuchs und so wurde im Jahr 1995 der zweite Ortsteil Mbugani gegründet. In Mbugani leben heute 2378 Menschen. Die Gemeinde hat heute insgesamt 6600 Einwohner. Aufgrund der vorhandenen Infrastruktur wächst die Bevölkerung ständig.
Der Boden in Mavanga ist fruchtbar. Viele Bewohner versuchen, ein kleines Einkommen in der Landwirtschaft zu erzielen. Auf kleinen Flächen werden hauptsächlich Mais und Bohnen angebaut. Die erwirtschafteten Erträge werden mit Lastwagen nach Njombe oder Daressalam gefahren und dort verkauft. Für den Eigenbedarf wird der Mais in einer Maismühle gemahlen. Inzwischen gibt es acht mit elektrischem Strom betriebene Maismühlen im Ort. Jeder Nutzer muss einen Betrag für den Stromverbrauch bezahlen.
Mehr und mehr sieht man am Straßenrand Gemüse, das zum Verkauf angeboten wird. In kleinen Gärten am Haus pflanzen die Bewohner Tomaten, Zwiebeln, Kürbisse, Ananas oder errichten eine kleine Bananenplantage. Die Haustierhaltung gewinnt immer mehr an Bedeutung. Häufig konnten wir einfache Schweineställe mit einem bis zwei Schweinen sehen. Auch Hühnerställe werden gebaut und sogar Versuche mit dem Bebrüten von Eiern und der Aufzucht von Hühnern wurden durchgeführt. Die wenigen Motorradfahrer, die uns auf Mavangas Straßen begegneten und stolz ihr Zweirad vorführten, sind allesamt Bauern. Schon mit dem Verkauf von fünf Sack Bohnen können sie ein solches chinesisches Modell erstehen. Für viele Mitbürger ist die Anschaffung eines Motorrads ein Zeichen dafür, dass sich die mühsame Feldarbeit lohnt. Seit 2007 gibt es in dem Ort den Gemischtwarenladen der Familie Komba, welcher von der Seife bis zu bunten Batikstoffen fast alles bietet. Inzwischen sind mehrere kleine Läden entlang der Straße entstanden. Das „Hotel Komba“ ist ein Treffpunkt und Versammlungsraum. Nicht zu unterschätzen ist die Bedeutung des Vodacom-Ladens, in welchem es Telefonkarten und Handy-Zubehör zu kaufen gibt. Seit zwei Jahren stehen in Mavanga zwei weithin sichtbare Sendemasten. Sie ermöglichen durch die neuen Kommunikationsmittel die Verbindung zur Außenwelt.
1982 – 1988 | Projekt zum Bau einer 18,5 km langen Wasserleitung |
1994 | Bau des Gesundheitszentrums |
1996 | Teilweise Möblierung des Gesundheitszentrums, Installation eines Solarkochers und Solarkühlschranks |
1998 | Sonnenkollektoren zu Warmwasserversorgung für das Gesundheitszentrum |
1999 | Medikamente für das Gesundheitszentrum und Ausbau der Ushindi-Grundschule |
2005 | Hilfe zum Bau des Wasserkraftwerks und Anschaffung eines Motorrades zur Instandhaltung der Wasser- und Stromleitung, Hilfe beim Bau der Mfalanjaki-Grundschule, Ausbau der Ushindi-Schule |
2007 | Unterstützung der Schulen durch die Lieferung von Schulheften und Schulmaterialien Bezahlung von Medikamenten für das Gesundheitszentrum, Bezahlung der Reparatur des Pfarrei eigenen Traktors |
2009 | Anschaffung von Schulbüchern für die Grundschulen in Mavanga |
2010 | Kauf eines ‚Toyota-Landcruisers‘ für die Pfarrei; Finazielle Unterstützung beim Bau eines Schweinestalls im Pfarrhof |
2011 | Beginn des Projektes Kindertagesstätte in Mavanga auf dem Gelände der Pfarrei |
1980
Besuch von Pfarrer Dr. Norbert Mtega in Söflingen
1986
Besuch von Bischof Raymond Mwanyika in Söflingen
1991
Besuch von Familie Seibold in Mavanga, Njombe und Iringa
1991
Besuch von Bischof Dr. Norbert Mtega, Pfarrer Peter Wella und Pfarrer Gerold Sanga
1997
Besuch von Fr. Peter Wella und Pfr. Gerold Sanga in Söflingen
2003
Besuch einer Gruppe des Missionsarbeitskreises in Mavanga und Njombe
2003
Besuch eines Jugendchores der Diözese Njombe in Söflingen
2007
Besuch einer Gruppe des Missionsarbeitskreises in Mavanga und Njombe
2008
Besuch von Bischof Dr. Alfred Maluma in Söflingen
2010
Besuch einer Gruppe des Missionsarbeitskreises in Mavanga und Njombe
2010
Besuch von Pfarrer Julius Ndendya und Lucas Mgaya in Ulm-Söflingen ausanlässlich des 30-jährigen Jubiläums unserer Partnerschaft mit Mavanga
Die Kirchengemeinde besteht seit dem 15. August 1985 und gehört zur Diözese Njombe. Der erste Priester der Gemeinde war Pfarrer Gerold Sanga. Mit missionarischem Eifer trieb er die Entwicklung der Gemeinde voran. Er initiierte und beaufsichtigte spirituelle und weltliche Projekte mit Hilfe der Partnergemeinden Söflingen und Düren zum Wohle der Bevölkerung.
Ursprünglich war die Pfarrei von Mavanga eine Außenstation der Kirchengemeinde Mundini. Heute hat sie ca. 4550 Gläubige. Die anderen Einwohner Mavangas sind Mitglieder der lutheranischen Kirche, der anglikanischen Kirche, der Sieben-Tage-Adventisten und anderer freikirchlicher Gruppierungen.
Zur katholischen Pfarrgemeinde gehören sechs Bezirke. Diese sind: Mavanga, Mjimwema, Sinai, Ushindi, Mikusi und Ruhuhu. Im Jahre 2010 wurde in der Außenstelle Ruhuhu eine neue Kapelle errichtet. In regelmäßigen Abständen besucht der Pfarrer diese Außenstellen, um den Gläubigen zu begegnen und Gottesdienste mit ihnen zu feiern.
Ebenso wie bei uns gibt es einen Rat der Laien, den Kirchengemeinderat. Er setzt sich aus fünf gewählten Mitgliedern zusammen und unterstützt den Pfarrer in pastoralen Angelegenheiten sowie in Fragen der Verwaltung und der Finanzen.
Im Gegensatz zu den Priestern der westlichen Welt kommen auf die afrikanischen Priester zusätzlich zu den pastoralen Aufgaben häufig praktische Probleme des täglichen Lebens hinzu. Die lebensnahe und praktische Arbeit ist Teil der Priesterausbildung. Für Bischof Alfred Maluma ist es ein Herzensanliegen, bereits im Priesterseminar alle Jungpriester auf die Arbeit draußen in den Gemeinden optimal vorzubereiten. Pfarrer Julius aus Mavanga ist ein gutes Beispiel dafür. Im Hof des Gemeindezentrums hat er einen Wasserhochbehälter errichtet, der zur Warmwasserversorgung mittels Sonnenenergie für die neu erbauten Gästezimmer dient.
Außerdem produziert er Stecklinge für Orangen- und Zitronenbäume, die preiswert verkauft werden. Daneben werden Ananas, Kürbisse, Bohnen, Tomaten, Salat, Bananen, Papayas und Mangos im Pfarrgarten geerntet, der von Pfarrer Gerold Sanga angelegt worden war. Für diese Aktivitäten sind Jugendliche im Einsatz und erhalten dafür einen geringen Obolus von Pfarrer Julius. Diese kleinen Einnahmen verbessern seine schmalen Einkünfte. Da die Kirche in Tanzania keine staatliche Unterstützung bekommt, müssen alle Bischöfe, Priester und sonstige kirchliche Organisationen für ihren Lebensunterhalt selbst sorgen. Der Gemeindepfarrer muss auch Fahrdienste übernehmen. Es kommt vor, dass er als einer der wenigen im Besitz eines Autos, nachts ein Kind mit gebrochenem Arm zum nächsten Krankenhaus nach Lugarawa (70km entfernt) fahren muss. Daher war die Finanzierung eines neuen Toyota Landcruisers eine sinnvolle Unterstützung, sowohl für solche Notfälle, als auch für die gesamte Pfarreiarbeit mit den Außenstellen und zu Fahrten zum Bischofssitz nach Njombe. Im Hof des Gemeindezentrums befindet sich außerdem eine Schreinerwerkstatt, die drei Jugendlichen einen Arbeitsplatz bietet. Täglich wird gesägt, gehobelt und gedrechselt, zum Teil an den von uns finanzierten Maschinen aus England. Fensterrahmen werden gezimmert. Für das Jubiläum wurden alle Kirchenbänke umgestaltet und mit einer Lehne versehen. In einer Schlosserwerkstatt werden Schweißarbeiten durchgeführt: Ein Aufbau für einen Pick-up entsteht. Ein Hühnerstall, ein kleiner Kuhstall und ein Schweinestall sind in diesem Bereich des Gemeindezentrums ebenfalls zu finden. Die stolze Zahl von 20 Schweinen überschreitet inzwischen die Kapazität des vorhandenen Schweinestalls. Da die Schweinehaltung und der Verkauf von Ferkel in Zukunft zu einer weiteren Einkommensquelle für den Pfarrer werden sollen, unterstützen wir ihn finanziell, damit er einen neuen Schweinstall bauen kann. Die Planungen und der Kostenvoranschlag sind schon gemacht, und wir sind sicher, dass unsere finanzielle Hilfe für dieses Projekt ein sinnvoller Beitrag ist. Jugendliche und die Schwestern sind mit der Tierhaltung betraut. Außerdem werden die Schweinefäkalien durch diese neue Maßnahme (eine Art Schwemmentmistung) dazu verwendet, eine schon vorhandene Miste zu füllen. Dadurch kann der Pfarrgarten und die kleine Früchteplantage mit eigenem Dung bewirtschaftet werden. Man spart Kunstdünger und ist auch durch diese Maßnahme den Pfarrangehörigen ein Vorbild. Im Gemeindezentrum bei der Kirche leben und arbeiten fünf Ordensschwestern (OSB) und zwei Novizinnen. Sie werden für die unterschiedlichsten Aufgaben eingesetzt. Die Oberin, Schwester Philberta unterrichtet in der Mavanga Grundschule, ihre Stellvertreterin ist Chefin in der Küche. Eine weitere Schwester ist für die Kirche und die gesamte Wäsche zuständig. Schwester Adiliana ist die Leiterin des Gesundheitszentrums, Schwester Wilhermina kümmert sich um den Haushalt. Ihr zur Seite stehen zwei Novizinnen, die in praktischer Ausbildung alle Fragen und Aufgaben im Haushalt kennen lernen. Die Führung des Haushalts ist nicht von geringer Bedeutung, denn nicht selten kommt es vor, dass Gäste aus der Diözese von anderen Missionsstationen zu Besuch in Mavanga sind und sehr gastfreundlich aufgenommen werden. Durch die Entwicklung der gesamten Infrastruktur ist Mavanga inzwischen nach der Diözesanhauptstadt Njombe die Nummer 2 in der gesamten Diözese.Versorgung des Gemeindezentrums
Folgende Gruppen treffen sich regelmäßig und bringen sich aktiv in die Gemeinde ein:
WAWATA
Vereinigung katholischer Frauen in Tanzania
• Besuch von alten und kranken Menschen,
• Anleitung von Kindergruppen zu Tanz und Gesang zur
Mitgestaltung von Gottesdiensten,
• Gespräch und Rat für kirchenferne Mitglieder,
• Kirchenreinigung
UVIKANJO
Vereinigung der katholischen Jugend der Diözese Njombe
(wie unsere KJG)
• Zusammenkünfte,
• Feldarbeit,
• Verschiedene Gesangsgruppen zur Mitgestaltung von
Gottesdiensten
MARRIAGE ENCOUNTER
Hochzeitsvorbereitung
• Ehepaare zur Beratung und Ermunterung zur monogamen Ehe,
• Feldarbeit
• Krankenbesuche
TYCS • Chorsingen, Spielen, PMS • Grundschüler, die von Mitgliedern der Frauengruppe in der Jede Gruppe hat als Zeichen der Verbundenheit zu ihrer Organisation einen eigenen Gruß. Um ihre finanzielle Situation zu verbessern, betätigen sich die Mitglieder einer Gruppe in der Feldarbeit.
Vereinigung junger katholischer Schüler und Studenten
Tanz. Young Catholic Students
• Spielen und Erlernen von Musikinstrumenten,
• Gottesdienstgestaltung,
• Feldarbeit
• Werben neuer Mitglieder unter Gleichaltrigen,
• Aufklärung im Theaterspiel über gesellschaftskritische
Fragen wie z.B. Aids, Drogen, Schwangerschaft
Pontificial Mission Päpstliches Missionswerk Society:
religiösen Erziehung angeleitet werden.
• Tanzgruppe im Gottesdienst
Unsere Partnergemeinde St. Mary in Mavanga baute eine Kindertagesstätte auf dem Gelände der Kirchengemeinde. Der Bau wurde in drei Bauabschnitten erstellt. Bis Ende 2014 wurden zwei Bauabschnitte und ein Teil der Inneneinrichtung fertiggestellt. Die Tische und Stühle für die Kindertagesstätte wurden bereits in der Schreinerei der Pfarrgemeinde hergestellt.
Der dritte Bauabschnitt wurde überwiegend in 2015 erstellt, so dass im Oktober 2016 die Kindertagesstätte eingeweiht und eröffnet werden konnte. Zunächst werden dort ca. 40 Kinder aufgenommen.
Die Finanzierung teilten sich unsere Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt Ulm-Söflingen – aus Spenden für den Missionsarbeitskreis – und die Pfarrgemeinde St. Marien in Düren/Rhld.
Bilder von der Einweihung der Kindertagesstätte am 07.10.2016 mit Mitgliedern aus dem Missionsarbeitskreis:
(Einmal-Klick auf ein Bild vergrößert die Bilder, mit x rechts oben kommen Sie wieder zurück)
„Christentum kann vor allem durch tätige Nächstenliebe an den Menschen entstehen“. Diesem Gedanken folgend entstand bei Bischof Raymond von Njombe, Pfarrer Gerold Sanga und Pfarrer Wella die Idee, in Mavanga ein Gesundheitszentrum (Health Center) zu erstellen, in dem eine medizinische Erstversorgung von Malaria-Kranken, Verletzten und Geburtshilfe möglich sein soll. Das erfolgreiche Wasserleitungsprojekt machte Mut, dieses Vorhaben in Mavanga anzugehen.
Bischof Raymond sprach mit Hermann Seibold bei seinem Besuch im Jahr 1991 über den Bau und die Ausstattung eines Gesundheitszentrums (Health Center), das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche geplant war. Das nächste Krankenhaus in Lugarawa ist ca. 70 km von Mavanga entfernt und für viele Kranke aufgrund fehlender Transportmittel oder schlechter Verkehrswege nicht mehr rechtzeitig erreichbar. Hermann Seibold brachte die Pläne des Gesundheitszentrums mit nach Deutschland. Mitglieder des Missionsarbeitskreises aus der Pfarrei St. Marien in Düren waren bei der Einweihung der Wasserleitung in Mavanga dabei und erfuhren von Bischof Raymonds Wunsch, ein Gesundheitszentrum in Mavanga zu bauen. St. Marien in Düren war bereit, Bau und Einrichtung des Gesundheitszentrums maßgeblich zu finanzieren. Wir haben deshalb die Pläne dem Missionsarbeitskreis der Pfarrei St. Marien in Düren weitergeleitet. Eine Anfrage des Missionsarbeitskreises Düren bei ‚BMVTG Humanitäre Hilfe’ wurde positiv beantwortet. Die Kostenübernahme für die gesamte Ersteinrichtung für Betten, Matratzen, Bettwäsche und die medizinische Ausrüstung für das Krankenhaus wurden schriftlich zugesagt. MISEREOR lehnte allerdings dieses Mal eine Finanzhilfe ab. Diese dennoch positive Nachricht vom BMVTG hat Düren dann unmittelbar an Bischof Raymond weitergegeben, der daraufhin zurückschrieb: „Vielen Dank an alle, wir bauen“. 1993 wurde im Beisein von Mitgliedern des MAK Düren der Grundstein gelegt und 1996 das Projekt eingeweiht. Durch den Anschluss des Söflinger Krankenhauses an die Universität Ulm und die damit verbundene Räumung des Söflinger Krankenhauses haben wir Krankenbetten und medizinisches Gerät erhalten, das wir mit einem Container nach Mavanga zur Ausstattung des Gesundheitszentrums versandt haben. Heute liegen die Patienten im Gesundheitszentrum Mavanga überwiegend in Betten aus Söflingen und auch die medizinischen Geräte aus dem ehemals Söflinger Krankenhaus tun noch weiterhin ihre Dienste. Das Gesundheitszentrum in Mavanga wird laufend mit Medikamenten aus der Apotheke der ‚action medeor‘ in Daressalam versorgt. Die Pfarrgemeinden Düren und Söflingen übernehmen die Kosten. Eingang zum Gesundheitszentrum
Der dritte große Traum des Bischofs und des Pfarrers Gerold Sanga und von Peter Wella war eine Stromversorgung in Mavanga. Beim Besuch der Pfarrer Sanga und Wella 1997 in Deutschland brachten sie einen Plan vom gesamten Ort Mavanga mit und den Wunsch, die Häuser mit elektrischem Strom zu versorgen. Der Missionsarbeitskreis in Düren organisierte einen Termin bei den Rheinisch Westfälischen Elektrizitätswerken (RWE).
Dort wurde der mitgebrachte Plan besprochen. Als erstes haben Mitarbeiter der RWE die Fertigungsplanung mit Materialbedarfsliste und eine Kalkulation erstellt. Misereor lehnte wegen zu hohen Kosten ab, empfahl aber das Ingenieurbüro Schnitzer aus Bammental. Dieses Büro hatte bereits mehrfache Erfahrungen mit dem Bau von Kleinkraftwerken in Tanzania gesammelt. Herr Schnitzer war vor Ort in Mavanga, suchte und fand einen geeigneten Fluss mit entsprechendem Gefälle. Er kannte den einheimischen Techniker Godfrey Ndeuwo, der das Projekt auf tanzanischen Standard und niedrigere Kosten brachte.
Die RWE Düren haben die erforderlichen Freileitungen, Isolatoren und Befestigungs-materialien kostenlos zur Verfügung gestellt. (Materialwert von ca. 400.000 bis 600.000 DM). In vier Containern wurde dies alles nach Mavanga versandt.
Im September 1999 waren die Vermessungsarbeiten, Planungen und Wassermessungen vor Ort abgeschlossen. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2000, wieder mit vielen freiwilligen Helfern aus Mavanga. Zunächst wurde der Einlasskanal und das Kraftwerk mit zunächst einer Turbine gebaut. Platz für eine zweite Turbine wurde damals bereits vorgesehen. Danach wurden die Freileitungen verlegt und alle Häuser, die ein Blechdach hatten, an das Stromnetz angeschlossen.
Nachdem Pfarrer Gerold Sanga mit dem Bau der Kirche in Mavanga ein erstes sichtbares Zeichen der neu zu gründenden Kirchengemeinde gesetzt hatte, war es ihm in der Folgezeit ein Herzensangelegenheit, die Lebensbedingungen für die Bevölkerung in Mavanga zu verbessern. Durch die geographische Lage hatte Mavanga keine eigene saubere Wasserquelle. Der nächste kleinere Fluss ist ca. 6 km vom Ort entfernt.
Über diese Entfernung musste das Trinkwasser aus dem Flüsschen nach Mavanga geholt werden. Meistens waren es Frauen, die das Wasser in großen Kübeln schöpften und über die weite Entfernung bis nach Hause trugen. Das Wasser war aber oftmals verschmutzt und mit verschiedenen Krankheitserregern verseucht. Viele Einwohner sind durch den Verzehr des verschmutzen Wassers krank geworden, nicht wenige von ihnen sind an den unmittelbaren Folgen dieser Krankheiten gestorben.
In den nahe gelegenen Kipengere-Bergen (Entfernung 15 – 20 km) gibt es Wasserquellen mit sauberem Wasser. „Dieses Wasser müssen wir nach Mavanga holen“. Das war die Idee von Pfarrer Sanga. Mit dieser Idee taten sich aber gleichzeitig viele Probleme auf: Bischof Raymond und Pfarrer Sanga baten uns Ende 1984 um unsere Mithilfe beim Bau der Wasserleitung. Um uns ein Bild von den Anforderungen zu machen, erfragten wir von Pfarrer Sanga und der tanzanischen Regionalbehörde technische Details, die wir in der zweiten Hälfte 1985 erhalten und von Wasserbaufachleuten prüfen und bewerten ließen. Die Ergebnisse der Prüfungen machten uns einerseits Mut, weil das als Schwerkraft-Wasserleitung geplante Vorhaben als technisch realisierbar angesehen wurde, andererseits aber die erforderliche Geldsumme allein für die Materialien unsere Möglichkeiten als Kirchengemeinde bei weitem überstiegen. Ohne zusätzliche Geldgeber und ohne technische Experten, die den Bau der Wasserleitung vor Ort planen und betreuen, ist ein Projekt in dieser Dimension nicht zu „stemmen“. In den folgenden Monaten mussten viele Anläufe gemacht und manche Hürden überwunden werden, um zusätzliche Geldgeber zu gewinnen und einen technischen Projektleiter zu finden, der den Bau der Wasserleitung plant und bei der Ausführung vor Ort überwacht. MISEREOR hat nach strenger Überprüfung durch einen Wasserbau-Ingenieur im April 1988 dem Projektvorhaben endlich zugestimmt und zusammen mit MISSIO den Großteil der Finanzierung übernommen. Einen weiteren finanziellen Beitrag hat die Pfarrei St. Marien in Düren getragen. Auch die Mitglieder dieses Arbeitskreises haben in gleicher Weise wie wir die Vorbereitungen sowie die Verhandlungen mit den Hilfsorganisationen MISEREOR und MISSIO unterstützt. MISEREOR hat die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) mit der Projektleitung beauftragt. Dies war für uns alle die Garantie für die erfolgreiche Realisierung des Projektes. Im November 1988, zum Beginn der Regenzeit, hat Pfarrer Gerold Sanga mit bis zu 1800 Menschen aus Mavanga und Umgebung mit dem Bau der 19 km langen Wasserleitung begonnen. Rohre und technisches Zubehör wurden in Indien und Deutschland beschafft. Während der gesamten 18-monatigen Bauzeit hat Pfarrer Sanga zusammen mit dem Projektleiter der GTZ die Leute angewiesen und beaufsichtigt. Die Arbeiten bergab von der Quelle ins erste Tal gingen sehr schnell. Hoch zum ersten Bergrücken streikten dann die Leute. Sie sagten, Wasser fließt nicht bergauf. Als die Rohrleitung oben ankam, ließ Pfarrer Sanga das Wasser im Rohr fließen. Sie staunten alle und tanzten und sangen zwei Tage und Nächte lang. Pfarrer Gerold ist ein Zauberer, „Wasser fließt den Berg hinauf“. Im Sommer 1990 war die Wasserleitung fertiggestellt. Wasser kam nun bei mehreren Zapfstellen in Mavanga an. Im August 1990 war die offizielle Einweihung. Das nun in Mavanga ankommende quellfrische Wasser hat die weitere Entwicklung der Gemeinde positiv beeinflusst. Viele Menschen sind zugezogen. Krankheiten, verursacht durch verseuchtes Wasser, blieben aus und jeder Bewohner in Mavanga kann bis heute in unmittelbarer Nähe seines Wohnhauses Wasser für den täglichen Bedarf holen.
In Mavanga gibt es heute, im Jahre 2011, drei Grundschulen und eine Sekundarschule. Der Bau einer weiteren Grundschule im Ortsteil Mbugani wurde begonnen. Neben dem Unterricht in den verschiedenen Fächern werden in allen Primary Schools auch Aspekte der Gesundheitserziehung vermittelt. Die persönliche Entfaltung und die Entwicklung des Selbstbewusstseins ist ebenso Teil des Stoffplans. Die Bewahrung der Umwelt und das bewusste Leben mit und in ihr spielen eine Rolle. Die Instandhaltung der Gebäude ist wichtig. Sportliche Betätigung und praktische Übungen, z.B. das Anlegen von kleinen Pflanzungen, stehen ebenso auf dem Stundenplan. Die Lehrer kümmern sich neben dem Unterricht um die Verwaltung, die Bücherei, und die Gebäude. Wie bei uns gibt es auch hier einen Elternbeirat. Dieser ist mit eingebunden bei finanziellen Angelegenheiten oder Baufragen. Schulkreide und Schulhefte, die in Tanzania hergestellt wurden, haben wir im Jahre 2005 und 2007 für zwei Grundschulen finanziert. 2009 und 2014 sorgten wir dafür, dass alle Klassen der Ushindi -und der Mfaranyaki Primary Schools mit aktuellen Schulbüchern und Arbeitsheften ausgestattet wurden.
Sie besteht seit 1973 und ist Partnerschule von Düren. Der heutige Schulleiter heißt Gerald P. Simba. Es unterrichten zwölf Lehrkräfte, drei weibliche und neun männliche insgesamt 558 Schüler. Die Benediktinerschwester Philberta unterrichtet Gesundheitserziehung. Ein Kindergarten ist angegliedert. Das Motto der Schule lautet: BILDUNG IST DER SCHLÜSSEL ZUM LEBEN.
Seit unserem Besuch im Jahre 2003 ist sie unsere Partnerschule. Die Ushindi Grundschule startete am 26. Juni 1980 mit Lukas Lutangilo, dem ersten Schulleiter. Heute gehören elf Lehrer zum Lehrerkollegium, davon vier weibliche und sieben männliche. Diese Schule besuchen 614 Schüler, 301 Jungen und 313 Mädchen. Das Motto der Schule lautet: „BILDUNG HEISST BEFREIUNG“.
Der Ortsteil Mfaranyaki liegt etwas außerhalb, so dass in früheren Jahren wenige Kinder aus diesem Bezirk am Schulbesuch teilnehmen konnten. Bei unserem Besuch 2003 konnten wir dann den Bauplatz für die neue Primary School besichtigen. 2007 wurden wir bereits in den neuen Schulgebäuden empfangen, die uns stolz präsentiert wurden. Zum Bau hatten wir einen großen finanziellen Beitrag geleistet. Im Jahre 2010 war seit unserem letzten Besuch wieder ein Neubau mit zwei weiteren Klassenzimmern entstanden. Mfaranyaki ist durch den Bau der Primary School jetzt viel besser in die Infrastruktur des Dorfes eingebunden. Heute unterrichten an der Schule acht Lehrer 465 Schüler. Ein Kindergarten ist angeschlossen, in welchem 86 Kinder betreut werden.
Dankbare Lehrer und viele strahlende Kinderaugen empfingen uns im August 2010 in unserer Partnerschule. Wir sind für sie die Wohltäter, die es ermöglichten, dass nun jedes Kind in jedem Hauptfach ein eigenes Schulbuch in Händen hält. Dass diese Bücher im Einsatz sind, davon konnten wir uns selbst überzeugen. Landkarten, Geodreiecke und andere Schul-materialien, welche vor drei Jahren Mavanga, in einem Container verpackt, erreichten. Sie wurden uns voller Freude und Stolz gezeigt. Wir durften auch Einsicht nehmen in die Prüfungsbögen für den Übergang in die Secondary School. Kurze Zeit vor unserem Besuch waren diese Prüfungen abgelegt worden. Eine Lehrerin berichtete mit Tränen in den Augen, dass dieses Jahr 75 Prozent der Schüler den Übergang geschafft hätten, dank eigener Schulbücher. Der Gesang und Tanz der Kinder, der uns empfing, war Ausdruck der Dankbarkeit an ihre Freunde in Deutschland.
Was 2003 noch Bauplatz war, auf welchem aus Lehm Tonziegel geformt und gebrannt wurden, präsentierte sich 2007 als gelungene Sekundarschule. Die Bereitschaft der Eltern zur Eigenleistung ist sehr groß, denn sie tun alles, um ihren Kindern bessere Bildungschancen zu ermöglichen. In knöcheltiefem Lehm standen Männer und selbst hochschwangere Frauen, um Ziegel zu formen. Diese werden dann an der Luft getrocknet, zu einem Brennofen aufgestapelt und langsam mit Holzkohle gebrannt. Das Baumaterial und die Bauarbeiten an der Schule wurden weitgehend kostenlos durch die Bevölkerung in Eigenleistung erbracht.
Für den Schulbesuch müssen die Eltern Schulgeld bezahlen. Umgerechnet betragen die Kosten für ein halbes Jahr ungefähr zehn Euro. Die Sekundarschule in Mavanga endet nach vier Schuljahren.
Seit die Schulen mit elektrischem Strom ausgestattet sind, bieten die Lehrer am späten Nachmittag zusätzlichen Unterricht an, um die Schüler auf Prüfungen vorzubereiten. Auf diese Weise stieg die Quote der Schüler, die nach der Grundschule den Übergang auf eine weiterführende Schule schaffen, auf über 60 Prozent an. Dankschreiben der Schulleiter erreichten uns, als wir zur Finanzierung der Dorfelektrifizierung beigetragen hatten. Bis 1990 führte der Genuss von schlechtem Wasser bei ca. 35% der Bevölkerung zu Magen- und Darmproblemen. Diese gesundheitliche Verbesserung wirkt sich auch auf die Schüler aus und erleichtert das Lernen.